Sonderveröffentlichung zum mitteldeutschen Kunststofftag 2014 - page 20

Recycling
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Kunststoffe begleiten uns im täglichen Leben in vielfältiger Art und Weise, zum Beispiel als Verpackungen, Gebrauchsgegenstände
im Haushalt, Gehäuse von Elektroprodukten oder Armaturen im Auto. Der Rohstoff vieler Kunststoffe, das Erdöl, ist jedoch eine end-
liche Ressource, weshalb die Wissenschaft Alternativen erforscht. Kunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen wie Stärke aus Mais,
Weizen und Kartoffeln, Cellulose und Lignin aus Holz, Zucker aus der Zuckerrübe und Zuckerrohr, Öle aus Raps, Sonnenblumen und
Soja oder auch Abfallprodukte aus deren Verarbeitung sind solche Alternativen.
Produkte aus biobasierten
Kunststoffen in der Entsorgung
Mittlerweile stehen verschiedene, tech-
nisch anspruchsvolle biobasierte Kunst-
stoffe zur Verfügung, die in vielen
Bereichen die fossilen Pendants erset-
zen können. Das ist insbesondere der
Fall bei denjenigen biobasierten Poly-
meren, deren chemische Struktur mit
denen konventioneller erdölbasierter
Polymere identisch ist: Bio-PE (Poly-
ethylen) und Bio-PET (Polyethylen-
terephthalat) gehören unter anderem
dazu. Diese Drop-In-Lösungen überneh-
men weitgehend die Herstellungsver-
fahren der petrochemischen Industrie.
Bei chemisch neuartigen biobasierten
Polymeren wie PLA (Polylactid) oder
Stärkeblends weichen die chemischen
Baupläne von denen fossiler ab.
Kunststoffe aus nachwachsenden Roh-
stoffen und deren Produkte nehmen in
der Bioökonomie-Strategie der Bundes-
regierung einen hohen Stellenwert ein,
da der Einsatz nachwachsender Roh-
stoffe die Abhängigkeit von fossilen
Ressourcen vermindert. Sinnvolle Re-
cycling- und Wiederverwertungsoptio-
nen sollen dieses Potenzial erhöhen.
Das Bundesministerium für Ernährung
und Landwirtschaft (BMEL) und die
Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe
e.V. (FNR) als Projektträger, unterstüt-
zen den Wandel zur Bioökonomie auf
allen Ebenen. So wird der Informations-
transfer aus der Wissenschaft in die
Praxis gefördert und die Endverbrau-
cher werden informiert. Bereits 2012
wurden in einem von BMEL/FNR geförderten Vor-
haben Informationen zum Recycling und Verwerten
von Produkten aus biobasierten Polymeren für den
deutschen Markt durch die KNOTEN WEIMAR GmbH
aufgearbeitet. Der Informationstransfer und Dialog mit
den Akteuren wird derzeit im Biopolymernetzwerk bei
der FNR fortgeführt. Fachliche Unterstützung erhält
das Netzwerk durch die KNOTEN WEIMAR GmbH, die
im Rahmen eines weiteren BMEL/FNR geförderten
Vorhabens eine Beratungsstelle zu Fragen des Re-
cyclings und der Verwertung von Produkten aus bio-
basierten Polymeren aufbaut (FKZ 22018112).
Produkte aus biobasierten Polymeren verhalten sich
grundsätzlich nicht anders als Produkte aus konven-
tionellen Polymeren und unterliegen den gleichen
Rahmenbedingungen in Fragen der Entsorgung. Im
Sinne einer nachhaltigen Ressourcenschonung ist das
Prinzip der Abfallhierarchie grundsätzlich zu befür-
worten. Die Stufen Vermeidung, Wiederverwendung
und Verwertung/Recycling werden auch bei den bio-
basierten Kunststoffen und den daraus hergestellten
Produkten als prioritär angesehen. Im Sinne einer
Kaskadennutzung sollen stoffliche – sinnvolle und
nachhaltige – Verwertungsoptionen der energeti-
schen Endverwertung vorangestellt werden.
Konsens besteht darin, dass Kunststoffabfälle gene-
rell nicht in die Umwelt gehören, ob biologisch abbau-
bar oder nicht, abgesehen von Anwendungen ohne
Entsorgungserfordernis wie zum Beispiel Agrarfolien!
Kunststoffabfälle müssen über entsprechende Struk-
turen erfasst und einer Wiederverwendung, Verwer-
tung oder Beseitigung zugeführt werden. Dies gilt für
konventionelle Kunststoffe ebenso wie für biobasier-
te Kunststoffe.
Wichtig ist dabei, dass mit der Markteinführung von
Produkten, in diesem Fall von Produk-
ten aus biobasierten Polymeren, im
Sinn einer nachhaltigen Kreislaufwirt-
schaft Fragen zum Produktlebensende
ausreichend beantwortet werden. Daher
sind die entsprechenden Entsorgungs-
wege sowie Recycling-, Verwertungs-
und Beseitigungsoptionen zu erörtern,
um Hindernisse und Schwierigkeiten für
deren Verbreitung aus Sicht der Ver-
wertung rechtzeitig zu erkennen und
gegebenenfalls zu begegnen. In diesem
Zusammenhang sollte auch die Pro-
duktverantwortung der Hersteller Be-
rücksichtigung finden.
Derzeit gliedern sich diese Produkte in
die bestehenden Entsorgungsprozesse
ein, wie es die nachfolgende Grafik ver-
deutlicht. Dabei liegen die Herausforde-
rungen nicht immer nur bei den techni-
schen Möglichkeiten, sondern auch in
der Bereitstellung von Informationen. In
diesem Sinne möchte die KNOTEN WEI-
MAR GmbH die unterschiedlichen Netz-
werke ansprechen und in zukünftige
Überlegungen einbinden. Transparente
Informationen für alle Beteiligten und
eine offene Kommunikation sind das A
und O. Die FNR unterstützt diese Maß-
gabe durch die Aktivitäten im Biopoly-
mernetzwerk und im aktuellen Vorha-
ben der KNOTEN WEIMAR GmbH.
Ansprechpartner: Dr. Gunnar Hädrich /
KNOTEN WEIMAR Internationale Transfer-
stelle Umwelttechnologien GmbH
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